Fertighäuser

Fertighausbauten
Fertighäuser bestehen aus industriell im Werk vorgefertigten Bauteilen, die zum Bauort gebracht und dort montiert werden. Es wird in Holztafel-, Holzrahmen- und Skelettbauweise unterschieden.
Fertighäuser unterlagen/unterliegen den jeweiligen Ansprüchen ihrer Epochen. Während nach dem Krieg in den 50er Jahren schneller Wohnraum benötigt wurde, wuchsen in den folgenden Jahrzehnten die Ansprüche der Bauherrn an Wohnraum, Wetterschutz, Energieverbrauch und Komfort.

Frühere Fertighausbauten
Mit den Ansprüchen kamen auch neue Materialien in den Fertighausbau, deren Eigenschaften und Auswirkungen zur damaligen Zeit nicht umfassend bekannt waren.
Um den Ansprüchen – z. B. an die Dauerhaftigkeit – gerecht zu werden und das gefürchtete „Barackenklima“ zu vermeiden, wurden bei vielen Gebäuden Holzschutzmittel und Asbestverbindungen verbaut. Zum Einsatz kamen hier unter anderen:

– Pentachlorphenol (PCP) – fungizid
– Hexachlorcyclohexan bzw. Lindan- insektizid
– Formaldehyd bzw. Methanal
– …

Betroffen sind hauptsächlich Bauwerke aus den 1950er bis 1970er Jahre. Späte Faserzementplatten (um 1980) bestehen aus stark gebundenem Asbest und sind erst im Falle einer Bearbeitung (Bohren, sägen, schleifen, reinigen etc.) problematisch. Asbestzementplatten mit einem Dampfstrahler zu behandeln ist verboten. Hinter den sog. Asbestzementschieferplatten wurden Spanplatten (oft Formaldehydhaltig) verbaut.
Auffällig bei betroffenen Häusern ist ein „muffliger“ Geruch (oft Chloranisole als Zerfallsprodukte), manchmal im ganzen Haus oder auch nur hinter den Steckdosen etc. Immer wieder sind auch Schimmelbefälle festzustellen. Die Ausdünstungen sind keine Erscheinung der ersten Jahre, sondern finden dauerhaft statt. Die Belastungen sind bei Gebäuden mit hinterlüfteter Fassade manchmal größer als bei geschlossener Fassade.
Bei Belastungen mit gleichen Materialien werden Schulen und öffentliche Gebäude geschlossen, totalsaniert (unter Luftabschluss) oder auch abgerissen. Bei Privathäusern gibt es hingegen selten Messungen.
Vor einem Sanierungsversuch sollte immer ein Schadstoffscreening mit gründlicher Analyse stehen. Asbestbekleidungen können je nach Hersteller von Außen saniert/entfernt werden, beim Holzschutz allerdings sind Sanierungsansätze oft realitätsfern. Eine von außen aufgebrachte Außendämmung auf unsanierter Fassade kann die Belastungen noch steigern.
Ein einfacher Austausch von Wärmedämmung und Außenbekleidung sowie einer eingelegten Dampfbremse hat nicht viel mit einer ausreichenden Sanierung gemein, denn die Innenbekleidungen der Wände sowie die Platten-Konstruktionen von Fußboden und Decke im Innenraum dürfen nicht außer acht gelassen werden.

Pauschal ist jedoch keine Aussage zu treffen. Jedes Gebäude ist ein Einzelfall und auch nicht jeder Hersteller hat immer aus heutiger Sicht belastetes Material verbaut. Einige Hersteller unterstützen Altbaubesitzer bei der Sanierung.

Verbote/Produktionsstopps (D)

– Pentachlorphenol (PCP)
1986 Produktionsstopp,
1989 beschränktes Verkaufsverbot,
2004 PIC-Konvention mit Exportbeschränkungen

– Hexachlorcyclohexan bzw. Lindan
Produktionsstopp BRD 1984, DDR 1989,
Einsatz als Insektizid bis Ende 2007

– Formaldehyd bzw. Methanal
Einteilung in Emmissionsklassen E1 – E3 (mit steigender Formaldehydkonzentration)
Spanplatten mit der Bezeichnung F0 sind Formaldehydfrei, allerdings werden
hier auch Isocynate verwendet.
In neueren Platten wird auch als umweltfreundlichere Alternative Lignin als Bindemittel eingesetzt

– Asbest
1979 Verbot von Spritzasbest
1990 Verbot von Herstellung und Verwendung (Ö,CH)
1993 Verbot von Herstellung und Verwendung (D)
2005 EU-weites Verbot (auch verschenken)

Moderner Fertighausbau
Inzwischen sind die damals bekannten gesundheitsgefährdenden Stoffe aus der Produktion verschwunden und es gibt zahlreiche Beteuerungen, dass inzwischen alles besser geworden sei. Doch wer weiß heute, welche Materialien auf Dauer gesundheitsgefährdend sind? Wer wusste 1970/1980 von der Gefährlichkeit der „unbedenklichen“ Baustoffe.
Wer sich tatsächlich für ein Fertighaus entscheidet sollte auf eine nachhaltige Bau- und Fertigungsweise achten und weitmöglich auf kritische Materialien verzichten.

– Was wissen wir wirklich über PE-Folien, außer, das diese sich nach etwa 15 Jahren selbst auflösen. „Die halten ewig“ habe noch im Ohr – jetzt zerbröseln sie bei leichtester Berührung. Die neuen halten jetzt aber ewig – wurde mir versichert.

– Was wissen wir wirklich über Gips-Karton-Platten außer dass man bei der Deponie-Entsorgung schon heute bezahlen muss (Verbundmaterial). Ein Großteil der Platten wird aus REA-Gips hergestellt. Dieser entsteht aus Gips, der aus Rauchgasentschwefelungsanlagen (REA) gewonnen wird. Das Schwefeldioxid der Abgase reagiert mit zusätzlich beigemengtem Kalkstein zu Gips. Gipsfaserplatten werden Fasern aus Glas, Cellulose, Kunststoff etc. beigemischt.

– Was wissen wir wirklich über Mineralwolle, außer, dass ich diese immer schwarz-muffig-schimmelig, abgesoffen aus den Dachsparren ziehe? Sie mag Feuchtigkeit nicht leiden und kann diese kaum – wenn durch Diffusion oder Konvektion ein Feuchteeintrag stattgefunden hat – wieder abgeben. Eine Abgabe der Feuchtigkeit findet nur in der Dampphase statt, da Mineralwollen kapillar nicht leiten können. Bei sauber verarbeiteten Dampfsperren gerät von Innen keine Feuchtigkeit in die Dämmung. Wenn die Folien sich aber im Lauf der Zeit auflösen, Steckdosen oder Installationen die Folien durchtrennen ist ein Ende der Dämmebene vorprogrammiert. Verstärkt wird dies dann gar noch durch eine vorgesetzte Klinkerfassade.
Bis der Schaden auftritt ist die gesetzliche Gewährleistung oft vorbei. Fast jeder Hersteller hat seinen eigenen Wandaufbau und nahezu alle behaupten den besten und einzig wahren zu haben. Einige Aufbauten sind zwar dämmtechnisch, rechnerisch wunderbar aber raum- und bauteilklimatisch bedenklich.

– Was wissen wir wirklich über zentrale Lüftungssysteme, außer der oft starken Verschmutzung von Rohren und Tauschern, die bei fehlender Intvervallreinigung (oft bedingt durch die schwierigen Reinigungsmöglichkeiten zu einem Hort für Pilze, Keime, Bakterien und Sporen mutieren können? Bedingt durch einen erkannten allergenen Zusammenhang müssen die Lüftungsanlagen schwedischer Kindergärten alle 2 Jahre und die von privaten Wohnhäusern alle neun Jahre grundgereinigt werden. Filterkontrollen sollen je nach Einsatzbereich monatlich bis jährlich erfolgen. Schwedische Konstruktionen sind seit 2002 so auszuführen, das bei allen Bauteilen die regelmäßigen Inspektionen, Wartungen, Desinfektionen und Reinigungen durchgeführt werden können.

– Was wissen wir wirklich über nach heutigem Stand unbedenklichen Holzschutzmittel, Imprägnierungen, Acryle, Silikone, Dichtmittel, etc. pp.?

Gesundheit ist ein hohes Gut, und da ist der Preis eben nicht alles. Finca-, Toscana- oder Schwedenhäuser sind keine geschützten Begriffe außer der Gestaltung können die Begriffe noch auf Materialherkunft und/oder eine Fertigungsweise hindeuten. Wichtig ist, sich nicht ausschließlich von mediterranen oder skandinavischen Optiken leiten zu lassen, sondern auch mal hinter die schöne schwedenrote oder sienafarbene Fassade zu schauen.
Letztlich gibt es aber doch Firmen die auf nachhaltige Konstruktionen setzen und sich über Dämmung (auch jenseits der Dämmwerte und der üblichen Materialien), Feuchtedurchgang, Massenspeicher und Gebäudeklima vernünftige Gedanken machen um ein Leben hinter einer geschlossenen Plastikfolie zu vermeiden.